Deutschland Jahrgänge ab 2005.

Unsere Kurzbeschreibungen der letzten 18 Deutschland Jahrgänge.

rotwein

Die Jahrgänge in Deutschland

Seit 1987 besuche ich jedes Jahr «unsere» Winzer in Deutschland. Seither gibt es keine schlechten Jahrgänge mehr, der letzte richtig schwache war 1984. Zuvor gab es noch zahlreiche wie etwa 1981, 1980, 1978, 1977, 1974, 1972. Begonnen habe ich damals mit lediglich zwei Weingütern (Eitelsbacher Karthäuserhof und Maximin Grünhaus). Im Folgejahr kamen Egon Müller und Zilliken dazu, dann von Jahr zu Jahr einige mehr von der Mosel. Ich beschränkte mich damals auf die edelsüssen Riesling Weine von der Mosel.


Später kamen Keller, Dönnhoff und Weil dazu, aber auch da interessierten mich praktisch ausschliesslich die süssen Weine. Das änderte sich erst mit der Lancierung der Grossen Gewächse Ende der 90er Jahre. Jetzt explodierte die Qualität der trockenen Riesling Weine förmlich und damit auch die Anzahl der Weingüter in unserem Sortiment.


Heute sind es bekanntlich über 50. Das hat auch damit zu tun, dass inzwischen auch bei den Burgunder Sorten in Deutschland die Qualität durch die Decke geht. In Deutschland gibt es heute eine Vielfalt an verschiedenen Weintypen in der absoluten Weltspitzenklasse, die vergeblich Seinesgleichen suchen.

 

Diese verschiedenen Weintypen sind mit ein Grund, warum es in Deutschland seit vielen Jahren nur noch hervorragende Jahrgänge gibt. Mindestens einer der diversen Weintypen gelingt praktisch immer besonders gut. Wenn unsere Jahrgangsberichte etwas euphorisch klingen, so deshalb, weil sie sich immer nur auf die Spitze beziehen, nicht auf durchschnittsweine. Wir arbeiten ausschliesslich mit den allerbesten Produzenten und sind in der glücklichen Lage, auch bei diesen jedes Jahr die besten Weine auswählen zu dürfen.

Deutschland Jahrgang 2022

Riesling Jahrgang 2022

Es war eines der heissesten und trockensten Jahre aller Zeiten. Da würde man überwiegend mächtige Weine von opulenter Stilistik erwarten. Genau das Gegenteil ist der Fall: In allen Weinbauregionen Deutschlands finden wir schlanke, elegante, rassige Weine von kühler Stilistik. In einigen Jahren wird es nicht einfach sein, blind die 21er, die effektiv in kühler Umgebung gewachsen sind, von den 22ern zu unterscheiden. Die Top-Winzer haben durchs Band perfekt reife, kerngesunde Trauben geerntet. Botrytis gab es kaum.


Es gibt eine immense Fülle von perfekten Kabinett, nicht nur an der Mosel. 2022 sind in ganz Deutschland auch die wohl raffiniertesten Grossen Gewächse entstanden. Sie bestechen durch enorme Konzentration und Komplexität und punkten mit niedrigem Alkoholgehalt und entsprechender Leichtigkeit. Auch im Süssweinbereich gibt es einige Perlen, sie mussten allerdings aufwändig erarbeitet werden und es gibt sie nur in geringen Mengen.

Die Grossen Gewächse (GG) von der Mosel: Überragend wie noch nie – absolute Weltklasse.

Die GGs von der Mosel führen völlig zu Unrecht immer noch ein Mauerblümchen-Dasein. In Wirklichkeit finden sich an der Mosel die raffiniertesten trockenen Weissweine der Welt. Insbesondere 2022 sind hier einige Weine entstanden, über die man nur noch staunen kann. In Sachen Konzentration und aromatischer Vielfalt bieten sie alles, was man sich nur wünschen kann – und noch einiges mehr! In Sachen Leichtigkeit sind sie sowieso unschlagbar. Wenn dann – wie das 2022 ganz besonders ausgeprägt der Fall ist – auch noch so viel raffiniert cremiger Schmelz im Spiel ist, dann ergeben sich daraus eine Weinstilistik und eine Klasse, die weltweit ihresgleichen suchen.


Was die ganz grossen Weine dieser Welt auszeichnet, ist die Art und Weise, wie sie Kraft und Vielfalt mit verspielter Leichtigkeit verbinden. In dieser Hinsicht bringt das kühle, nördliche Gebiet Mosel Weine hervor, wie man sie sonst nirgends auf der Welt findet. Hier sind 2022 einige Weine entstanden, die sich so leicht anfühlen wie ein Kabinett und die sich gleichzeitig in Sachen Konzentration und Komplexität absolut auf Augenhöhe mit den grossen GGs aus südlicheren Lagen befinden. Ich bin ohne das geringste Wenn und Aber restlos begeistert.

Deutschland Jahrgang 2021

Riesling Jahrgang 2021

Das wichtigste Merkmal des Jahrgangs ist das Spiel zwischen hoher Grundreife der Trauben und totaler Frische. Was die Winzer in jedem Jahr zu erreichen versuchen, hat ihnen die Natur im Jahr 2021 praktisch auf dem Silbertablett serviert. Aber halt, ganz so einfach war es nicht. Die Winzer hatten mit vielen Widrigkeiten zu kämpfen. Diese hier aufzuzählen macht wenig Sinn, es gab auch nicht überall in Deutschland die gleichen Probleme.


Um perfekte Trauben ernten zu können, war zuerst einmal akribische Arbeit gefragt. Für Top-Produzenten ist akribische Arbeit im Rebberg allerdings eine Selbstverständlichkeit. Keine Selbstverständlichkeit ist hingegen, dass am Schluss so perfekte Trauben geerntet werden konnten. Die totale Frische in Verbindung mit der totalen Reife kann vielleicht in einem «normalen» Jahr durch einen punktgenauen Erntezeitpunkt erreicht werden. Im Unterschied dazu hatten 2021 praktisch alle geernteten Trauben diese Eigenschaft. Um das noch zu perfektionieren, haben viele Winzer mehr Kabinett als üblich geerntet. Für Kabinett braucht es Trauben, die eher etwas knapper reif sind. So konnte man dann nur die perfekt reifen Trauben für die Grossen Gewächse (GG) verwenden.


2021 sind viele überragende Kabinett-Weine gewachsen. Dank genialer Säurestruktur erreichen die Weine die ideale Säure-Süsse-Balance bei sehr geringem Alkoholgehalt. Viele Weine haben lediglich 7,5% vol. Alkohol. So sind sie natürlich ganz besonders bekömmlich. Die trockenen Weine vom Gutswein bis zum GG begeistern mit hoher Grundreife und vor allem mit atemberaubender Frische. Es gibt auch eine grosse Anzahl hervorragender Spätlesen mit ähnlicher Stilistik wie die Kabinett. Auslesen sind schon rarer, und BA und TBA gab es kaum, weil es kaum Botrytis gab. Aber auch die wenigen hochkarätigen edelsüssen Weine, die es gibt, profitieren von der sagenhaften Frische des Jahrgangs 2021.

Spätburgunder Jahrgang 2021

Das kühle Jahr 2021 hat überaus raffinierte Spätburgunder hervorgebracht. Die Top-Winzer haben keinen Aufwand gescheut, um auch in diesem kühlen Jahr die Trauben zur perfekten Reife zu bringen. Wenn Spätburgunder-Trauben in einem kühlen Jahr perfekt ausreifen, entstehen die raffiniertesten Weine. Nicht wenige davon haben uns an die 2021er-Burgunder erinnert, die wir über alles lieben. Der Pinot Noir ist eine Finessen-Traubensorte, wenn die Feinheit durch schlanken Körperbau, geringen Alkoholgehalt und kühle Stilistik noch akzentuiert wird, führt das zu unfassbar raffinierten Weinen. Spätburgunder 2021 in Deutschland: Das ist der Himmel auf Erden. Wer Finessen liebt, wird begeistert sein. 

Deutschland Jahrgang 2020

Wir haben ja aus Deutschland einen exzellenten Jahrgang 2020 erwartet – aber gerade so? Sollen wir nun gleich zu Beginn in die Kiste mit den Superlativen greifen, um unsere Euphorie über diesen Traumjahrgang auszudrücken?


Die Stilistik des Jahrgangs zeigt sich über alle Weingaugebiete Deutschlands einheitlich wie selten zuvor. Das prägende Element ist die rassige Frische, was angesichts des heissen Sommers recht erstaunlich ist.

Riesling Jahrgang 2020

Die Weine werden getragen von einer Säurestruktur, die besser nicht sein könnte. Davon profitieren sowohl die trockenen als auch die edelsüssen Weine, weil die Trauben trotz hoher Säure auch einen perfekten Reifegrad erreichten. Kabinett, Spätlesen und Auslesen zeigen eine Säure-Süsse-Balance, wie sie in dieser Perfektion auch in Deutschland nicht jedes Jahr erreicht werden kann.


Dank der genialen Säure erreichen die Weine das ideale Gleichgewicht bei einem etwas höheren Zuckergehalt, was wiederum zu einem besonders niedrigen Alkoholgehalt von 8% vol. oder weniger führt. Dadurch sind diese Traumweine auch noch besonders bekömmlich.


Aus perfekt reifem Traubengut entstehen Weine mit viel cremigem Schmelz, deshalb spielen auch die trockenen 2020er in der obersten Qualitätsliga. Da überwiegend gesunde Trauben geerntet wurden, wird es leider nur sehr wenige Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen geben – und wenn überhaupt, dann nur in sehr geringen Mengen.

Spätburgunder Jahrgang 2020

Beim Verkosten dieser Weine fühlten wir uns immer wieder ins Burgund versetzt. Die überragende Qualität, die wir im Burgund bestaunen durften, gibt es eins zu eins auch in Deutschland. Das heisse Jahr hatte immer auch wieder kühle Perioden, insbesondere auch kühle Nächte. Die Trauben konnten optimal reifen, aber auch die Frische bewahren. Hier war allerdings schon das Gespür der Winzer gefragt, um den optimalen Erntezeitpunkt zu erwischen. Das ist den Top-Winzern aber durchs Band geglückt.


Zusammenfassend darf man aber zweifellos mit grosser Freude festhalten, dass 2020 in Deutschland wieder ein herausragend gelungener Traumjahrgang ist.

Deutschland Jahrgang 2019

2019 ist in vielerlei Hinsicht ein extremer Jahrgang. Erstens ist er extrem gut. Und zweitens ist er extrem speziell. Denn noch nie zuvor konnten wir unsere deutschen Winzerfreunde nicht vor Ort auf ihren wunderbaren Gütern besuchen und dort die neuen Weine degustieren. Sie mussten uns im Gegenteil ihre fantastischen Weine per Post zuschicken, wir probierten sie dann in aller Ruhe bei uns in der Schweiz und tauschten uns mit den Winzerinnen und Winzern per Videokonferenz aus. Auch wenn wir auf diese Art mehr Zeit für die einzelnen Weine hatten, hoffen wir, dass diese Art der Verkostung eine einmalige Ausnahme bleibt. Bei der Jahrgangseinschätzung unterstützte uns unser langjähriger Freund Heiner Lobenberg aus Bremen/D.


Die Wetterbedingungen in Deutschland waren Anfang 2019 recht kurios: warm und trocken. Im Winter 18/19 regnete es nur wenig, die Wasserreserven in den Böden wurden nur sporadisch aufgefüllt. Nach einem normalen April startete die Vegetation bei immer sommerlicheren Temperaturen schnell durch. Das ergab einen frühen Austrieb, was leider an der Saar, in Teilen der Mosel und vor allem in Franken zu einigen Spätfrostschäden führte. Besonders betroffene Gebiete konnten deshalb nur dramatisch kleine Erträge ernten. Über alle Weingebiete hinweg gab es 2019 rund 25% weniger Ertrag als im langjährigen Mittel.


Der Sommer 2019 war ähnlich mediterran wie 2003 oder 2018. Die Pfalz wird damit wirklich langsam zur Toscana – und die Mosel wird bald zum Douro. Wahnsinn! Aber die Reben stört das offensichtlich viel weniger als befürchtet. Reinhard und Sarah (Heymann-) Löwenstein waren total erstaunt, dass ihre höchstgelegenen Parzellen auf den kärgsten, steinigsten und damit trockensten Böden auch 2019 wieder die besten Trauben ergaben. Bei Cornelius Dönnhoff litten eher jene Trauben unter Sonnenbrand, die grösstenteils unter der Laubwand hingen. Die im Frühjahr rechtzeitig entblätterten Parzellen waren kurioserweise teils weniger betroffen, weil sie einen intrazellulären Sonnenschutz in der Haut entwickelten.


Die Sommertrockenheit liess extrem kleinbeerige, aber hoch aromatische und vollreife Trauben heranwachsen. «Ein kleiner, aber feiner Jahrgang», sagt Oliver Haag. Das ist pures Understatement, denn er hat qualitativ wohl seinen grössten Jahrgang der letzten 20 Jahre oder gar in der Geschichte des Weinguts in Brauneberg/Mosel eingefahren. Schon der Gutswein ist hier grosses Kino. Generell ein Merkmal, das sich 2019 durch viele Kollektionen zieht. Viele der Grossen Gewächse des Jahres werden aufgrund der nahezu perfekten Kombination aus tollen Mostgewichten, brillanten Säuren, hoher Konzentration und reifer Phenolik als unsterbliche Klassiker sicher Jahre und Jahrzehnte halten. Viele Grosse Gewächse (GG) brauchen aber auch einige Jahre Geduld bis zur schönsten Genussphase. Aber gerade auch die Guts- und Ortsweine haben dieses Jahr einen Delikatessen-Faktor und eine Grösse erreicht, die nachhaltig beeindruckend sind. Solche Qualitäten unterhalb der GGs wurden in Deutschland so weitläufig sehr wahrscheinlich noch nie geerntet.


2019 ist in vielerlei Hinsicht ein aussergewöhnliches Jahr. Steffen Christmann berichtet, dass die Säure des diesjährigen Riesling Idig GG die höchste seit 2010 ist – sogar höher als im kühlen Jahr 2013. Die volle Traubenreife eines heissen Jahres mit der spannenden Säurestruktur und mineralischen Brillanz eines kühlen Jahres – der absolute Traum! Wann gab es das derart schon mal? Cornelius Dönnhoff zufolge ist das in dieser speziellen Ausprägung einzigartig in der Geschichte, zumindest seit er sich zurückerinnern kann. Steffen Christmann zieht als Vergleich die beiden in seinen Augen grössten Jahre dieses Jahrtausends heran: 2001 und 2002 – und 2019 ist ziemlich sicher darüber.


Transparent, kristallin, konzentriert und mit enormer Frische bei gleichzeitig wollüstiger Reife und hohem Delikatessenfaktor. Ein quasi perfektes Jahr. Es bleibt eigentlich kein Wunsch mehr offen. Verblüffend, wenn man an die teils kapriziösen Wetterbedingungen denkt. Doch das Endergebnis ist schlicht spektakulär. Die meisten Winzer sassen in den Videokonferenzen selbst fast sprachlos und immer noch voller Erstaunen und Verzückung vor uns, als sie über die herausragende Güte der 2019 entstandenen Weine sprachen. Der Jahrgang 2019 verspricht ein grosser Klassiker für den deutschen Wein zu werden.

Deutschland Jahrgang 2018

2018 ist auch in Deutschland ein grandioser Jahrgang – und zwar im ganzen Land ziemlich ausgeglichen! Die Spanne reicht von sehr gut bis überragend.


2018 gab es vor allem kerngesunde, perfekt reife Trauben fast im Überfluss. Und solche konnten während einer 2–3 Wochen dauernden Trockenperiode mit kühlen Nächten in aller Ruhe geerntet werden. Gegen Ende der Ernte sind diese dann noch etwas eingetrocknet und es kam noch etwas Botrytis dazu, sodass es auch im edelsüssen Bereich hochwertigste Weine gibt.


Insbesondere an der Mosel erreichten die Trauben eine kaum je gekannte Perfektion. Nicht wenige Winzer haben uns vorgeschwärmt, dass sie effektiv noch nie dermassen perfektes Traubengut gesehen hätten und schon gar nicht in der Fülle wie 2018. Wir haben effektiv einige geradezu ausserirdische Weine probiert. Bei Egon Müller zeigten sich schon die Kabinett in einer Vollendung, die wir nicht gekannt haben, Spät- und Auslesen sind da wie von einem andern Stern, Zillikens dürften wohl auch die qualitativ hochwertigste Ernte in der Geschichte des Weingutes eingefahren haben, die edelsüssen Weine sind mindestens auf dem Niveau der überragenden 1997er und die Grossen Gewächse überragen alles bisher gekannte. Das gilt ohne Zweifel auch für Schloss Lieser, das liessen schon die noch unfertigen GGs klar erkennen. Aber effektiv haben alle «unsere» Weingüter der Mosel 2018 Weine erzeugt, wie wir sie in dieser Vollendung kaum je gesehen haben. Zusammengefasst lässt sich sagen: An der Mosel war 2018 klar der bisher grösste Jahrgang, den es je gab. Im Rest von Deutschland reiht sich 2018 ebenfalls unter den allerbesten Jahrgängen ein.

Deutschland Jahrgang 2017

«2017 ist qualitativ gross und mengenmässig leider klein.» So lautet unser Kurzfazit über das Weinjahr 2017 in Deutschland.


Aber werfen wir einen differenzierten Blick auf 2017: Das Jahr begann mit extrem hohen Temperaturen im Februar, März und in den ersten Apriltagen. Der Austrieb war dadurch ganze zwei Wochen zu früh.


Das rächte sich leider mit einem gnadenlosen Spätfrost Ende April. Vielerorts hatte er verheerende Folgen! Auch wenn nicht alle Weingüter betroffen waren, so gab es doch in praktisch allen Regionen grössere oder kleinere Schäden. Dazu kamen unglücklicherweise noch erhebliche Hagelschäden.


2017 ist darum für die meisten Weingüter Deutschlands ein Jahr mit sehr geringen Erträgen. Dafür ist die Qualität aussergewöhnlich hoch, die kleinen Erträge haben zu einer hohen Konzentration der Aromen in den Trauben geführt. Dies zumindest bei den Top-Produzenten, die keinen Aufwand gescheut haben, den widerlichen Umständen mit Akribie und Herzblut zu trotzen.


Man kann in ganz Deutschland – ohne zu übertreiben – von einem qualitativ grossen Jahrgang sprechen. Es gibt über die Regionen verteilt alles, was das Geniesserherz begehrt. 

Riesling Jahrgang 2017

Basisweine: Aufgrund der hohen Konzentration konnten vielerorts qualitativ ausserordentliche Gutsweine gelesen werden.


Kabinett: Für perfekte Kabinett brauchte es wie immer Winzer, die bereit sind, einen relativ hohen Selektionsaufwand zu betreiben. Damit ein Kabinett so richtig schön knackig wird, dürfen die Trauben nicht zu reif sein, aber auch nicht unreif. Da ist sehr viel Fingerspitzengefühl gefragt.


Auslesen: Da gibt es zwei verschiedene Philosophien. Einige Produzenten bezeichnen ausschliesslich Botrytis-Selektionen als Auslese. Es gibt aber auch grandiose Auslesen aus eingetrockneten gesunden Trauben. Von beiden Stilrichtungen gab es 2017 ein paar herrliche Weine.


Beeren- und Trockenbeerenauslesen: Auch von diesen eher raren Weinen gab es 2017 ein paar absolut überragende. Ausser Eiswein umfasst unser Riesling 2017-Sortiment somit alles, was das Herz begehrt.


Spätlesen: Wenn die knapp reifen Kabinett-Trauben gelesen sind und nur noch ganz perfekt reife (aber nicht überreife) Trauben hängen, dann ergibt das grandiose Spätlesen. Vom Jahrgang 2017 sind einige in besonders perfekter Qualität gelungen.


Die Spätlese ist nebst dem Kabinett etwas vom Allerfeinsten, was man sich an heissen Sommertagen als Wein gönnen kann. Ihr Alkoholgehalt (nur um die 8%) ist in der Regel ebenso gering wie bei einem Kabinett. Der etwas höhere Restzucker wird bei einer grossen Spätlese immer durch einen entsprechend höheren Säuregehalt ausgeglichen. Das Säure-Süsse-Spiel ist es denn auch, was eine Spätlese so faszinierend macht. Im Antrunk empfindet man so einen Wein oft als wunderbar süsses Fruchtbündel und der Nachhall endet verführerisch trocken.

Eine grosse Spätlese mit ihrer explosiven Aromatik ist die schönste Erfrischung, die man sich vorstellen kann. Eine grosse Spätlese hat auch ein Alterungspotenzial von fünfzig und mehr Jahren, aber ganz jung – kurz nachdem sie in die Flasche gefüllt wurde – bietet sie das spektakulärste Trinkvergnügen. Die Aromen schiessen wie ein Pfeil über den Gaumen, da kann der Wein seinen jugendlichen Übermut noch voll zur Geltung bringen, die ganze Lebensfreude regelrecht in die Welt hinausschleudern.

Deutschland Jahrgang 2016

Die 2016er-Weine sind edle, aristokratische Weinschönheiten, aber gleichzeitig so herrlich offenherzig, wunderbar zugänglich und völlig unkompliziert.


Erstaunlicherweise zeigen die Rieslinge aus Deutschland eine ähnliche Stilistik wie die Weine aus Bordeaux. Auch hier ist die Frische das prägende Element, dies – genau wie in Bordeaux – bei absolut perfekter Traubenreife, die auch durch den hohen Anteil an Weinsäure in den Trauben bestätigt wird.


Das Jahr 2016 begann mit einem viel zu milden Winter, war dann bis in den Sommer hinein aussergewöhnlich nass, was aber nach dem trockenen 2015 zuerst einmal sehr willkommen war. Es regnete aber bis Ende Juni fast täglich, was natürlich den Pilzbefall der Reben begünstigte (insbesondere Peronospora). Davon waren viele Winzer betroffen. Glücklicherweise folgten dann mit Juli, August und September drei aussergewöhnlich sonnige und trockene Monate. Vielerorts gab es im Oktober noch einige sehr willkommene Regentage, was nach der langen Trockenheit noch den letzten Reifeschub mit sich brachte.


Die Trauben zeigten jetzt einen hervorragenden Reifezustand und dank stabiler Wetterlage konnte in aller Ruhe selektiv gelesen werden. Die 2016er-Weine haben absolut nichts Anstrengendes an sich.


Der Jahrgang 2016 kann insgesamt ohne Zweifel zu den allergrössten Jahrgängen in der Geschichte Deutschlands gezählt werden. Das einzige, was fast gänzlich fehlt, sind grosse BAs und TBAs, weil es 2016 kaum Botrytis gab. Im obersten Süssweinbereich konnten dafür einzelne grandiose Eisweine geerntet werden.

Deutschland Jahrgang 2015

Ein noch nie da gewesenes Weinspektakel!


Wir haben schon viele Superlative verwendet für grandiose Weine aus Deutschland, deshalb wollten wir eigentlich lieber nicht vom grössten Jahrgang aller Zeiten sprechen. Aber es ist eine unumstössliche Tatsache, dass es noch nie so viele grosse Weine gab wie 2015, da sind sich praktisch alle einig. 2015 ist alleine deshalb schon der grösste Jahrgang aller Zeiten, weil die Winzer früher bei ähnlich idealen Bedingungen noch nicht so perfekt gearbeitet haben wie heute. Und in früheren Zeiten gab es bei weitem noch nicht diese Fülle an grossen trockenen Weinen wie 2015.


Wenn wir Vergleiche zu früheren grossen Jahrgängen ziehen, kommen wir zu folgenden Schlüssen:

1959, 1971, 1975 und 1976 gab es ähnlich legendäre Süssweine wie 2015, aber im trockenen Bereich gab es damals praktisch nichts.

• Ähnliches gilt für 1990 – das ist der Jahrgang, der insgesamt am ehesten mit 2015 verglichen werden kann. Obwohl man in der Rebbergsarbeit noch weit entfernt von der heutigen Perfektion war, sind 1990 zumindest im Süssweinbereich einige ähnlich grosse Weine wie 2015 entstanden. Diese waren auch stilistisch sehr ähnlich, hatten auch die perfekte Reife und zugleich diese traumhaft kühle Stilistik. Aber insgesamt gab es 1990 nur einen Bruchteil der Menge an grossen Süssweinen wie 2015. Im trockenen Bereich gab es 1990 auch schon eine Handvoll grosse Weine, aber mit 2015 kann man das nicht vergleichen.

1988, 1994 und 1996 waren die Trauben nicht so perfekt reif wie 2015.

2005, 2007, 2009 und 2011 gab es ähnlich vollmundige, konzentrierte Weine wie 2015, aber diese besassen bei weitem nicht die gleiche Feinheit und Eleganz.


Zusammengefasst gab es noch nie einen Jahrgang, bei dem alle Komponenten so perfekt aufeinander abgestimmt waren wie 2015.


Es war über alles gesehen ein heisses Jahr. Das begann schon im Frühjahr mit einer sehr frühen Blüte. Der Sommer war so heiss, dass die Traubenreife zeitweise zum Erliegen kam, was in vielen Regionen die Hängezeit verlängerte und letztlich dazu führte, dass in den nördlicheren Gebieten praktisch zur normalen Zeit geerntet wurde. Einzig teilweise in Rheinhessen – da insbesondere am Roten Hang – und in der Pfalz war die Lese eher etwas früher als im Durchschnitt. Ende August waren die Verhältnisse ähnlich wie 2003. Um schwere, alkoholreiche Weine zu vermeiden, begann man sich auf eine sehr frühe Ernte einzustellen. Anfang September – gerade noch rechtzeitig – stellte sich kühles trockenes Wetter ein. Zu diesem Zeitpunkt waren die Trauben knapp reif und kerngesund. Vor allem dank kühlen Nächten konnten die Winzer die perfekte Reife in aller Ruhe abwarten. Die Trauben reiften ganz langsam weiter, dabeiblieben aber die Säuren erhalten. Das führte zu perfekter Reife, aber kühler Stilistik.


Die Weine

Praktisch in ganz Deutschland zeigen die Weine die gleiche Stilistik: perfekte Reife bei hohen, ebenfalls sehr reifen, weichen Säuren. Sie präsentieren sich ähnlich rassig wie etwa 1988, 1994, 1996 oder 2004, aber sehr viel sanfter, cremiger und vollmundiger. Und sie haben diese superleckere Art wie etwa 2005, 2007 oder 2009, aber sie sind deutlich kühler, schlanker und eleganter. Kurz: Die 2015er verbinden alle positiven Elemente in idealer Weise ohne irgendwelche negativen Nebenwirkungen. Das heisst, die hohen Säuren sind niemals spitz oder stechig und der hohe Reifegrad macht die Weine nicht breit oder fett. Sie haben diese sagenhaft leckere Art, werden damit aber nicht langweilig oder banal, sondern bleiben immer spannend. Bleibt zu präzisieren, dass das vor allem für die Top-Produzenten gilt. Denn nur ganz einfach waren die Bedingungen trotz allem nicht, es brauchte schon viel Feingefühl der Winzer, um zu Top-Resultaten zu kommen. Zu hohe Erträge beispielsweise waren fatal und führten dazu, dass die Trauben niemals reif wurden. Teilweise – insbesondere in der Pfalz – war das Zeitfenster ziemlich eng, in dem perfekte Trauben geerntet werden konnten.

Deutschland Jahrgang 2014

2014 mit vielen grandiosen Weinen. 2014 war in Deutschland ein eher schwieriges Jahr, wobei dieses Jahr – im Gegensatz zum Vorjahr – die Saar die besten Bedingungen hatte. Aber die Spitzenproduzenten haben längst gelernt, mit anspruchsvollen Bedingungen umzugehen. Darum gibt es auch 2014 wieder eine so grosse Anzahl grandioser Weine, dass man eigentlich wieder von einem grossen Jahrgang sprechen kann. Erneut sind es die akribischen Selektionen der Top-Produzenten, die letztlich zu hervorragenden Ergebnissen geführt haben. Aus den knapp reifen Trauben entstehen die perfekten Kabinett-Weine und aus den perfekt reifen die Grossen Gewächse sowie Spät- und Auslesen. Und genau von diesen Weintypen gibt es 2014 eine Fülle von grandiosen Weinen.

Verkostungsnotizen und mehr finden Sie hier:

Broschüre «Riesling, Deutschland 2014»

Deutschland Jahrgang 2013

Wir sind mit der Idee nach Deutschland gereist, dass wir es mit einem extrem schwierigen Jahrgang zu tun und entsprechend viele schwierige Weine zu probieren haben werden. Im Nachhinein stelle ich fest, dass wir 80% sehr gute bis grandiose Weine probiert haben.


Wie kommt es dazu? Ein sehr schwieriges Jahr war 2013 ohne Zweifel. Den wichtigsten Teil zur Qualität erarbeiteten sich wie immer die Winzer mit ihrer unbändigen Leidenschaft und ihrem kompromisslosen Streben nach absoluter Top-Qualität. 2013 hatten sie ganz einfach doppelt so viel Arbeit wie in einem Normaljahr. Das bestätigen praktisch alle, egal in welcher Region sie beheimatet sind. Dazu konnten viele Winzer nur halb so viel Wein produzieren wie in einem Normaljahr. Zudem waren die Toplagen in einem schwierigen Jahr besonders wichtig und zu guter Letzt ist auch immer etwas Glück mit im Spiel.


Die Top-Winzer können es sich heutzutage ganz einfach nicht mehr leisten, mittelmässige Weine auf den Markt zu bringen. Sie gehen deshalb hohe Risiken ein und sind 2013 oft haarscharf an der totalen Katastrophe vorbei geschlittert. Es bestätigt sich auch eindrücklich, was ich seit einigen Jahren feststelle: In schwierigen Jahren entstehen spannendere Weine als in sogenannt grossen oder für den Winzer einfachen Jahren. Sämtliche Wetterkapriolen eines Jahrgangs beeinflussen die Weine. Weine, die in einem vollkommen gleichmässigen Klima aufgewachsen sind, werden zu Schönheiten ohne Ecken und Kanten. Dagegen ist nichts einzuwenden. Aber wenn unter dem Strich das Gleichgewicht stimmt, bringen ein paar Ecken und Kanten halt mehr Spannung in einen Wein. Es ist genau wie beim Menschen: Einer, der in wohlbehüteter Umgebung aufgewachsen ist, kann durchaus ein liebenswürdiger Mensch sein. Aussergewöhnliche Charaktermenschen sind aber meist solche, die im Leben einige Schwierigkeiten zu bewältigen hatten.


Ein wichtiges Merkmal des Jahrgangs 2013 ist auch der niedrige Alkoholgehalt der Weine. Geniesserinnen und Geniesser suchen heute vermehrt leichtfüssige, bekömmliche Weine. In den meisten Fällen bedeuten niedrige Zuckerwerte in den Trauben aber auch geringere Konzentration der Aromen. Nicht so beim Riesling 2013. Dank geringer Erträge ist deren Konzentration enorm. Maximale Konzentration bei gleichzeitig maximaler Leichtigkeit, das ist sowieso schon eine der Stärken des Rieslings. In dieser Vollendung wie im Jahrgang 2013 habe ich dieses Phänomen zuvor noch nie erlebt.

Verkostungsnotizen und mehr finden Sie hier:

Broschüre «Riesling, Deutschland 2013»

Deutschland Jahrgang 2012

Deutschland hat uns in den letzten Jahren mit grossen Jahrgängen verwöhnt. Wenn wir jetzt schon wieder von einem ganz grossen Jahrgang sprechen, so ist das eigentlich nichts Besonderes. Dass es in Deutschland schon seit vielen Jahren nur noch gute bis grosse Jahrgänge gibt, liegt aber auch an der speziellen Art, wie hier geerntet wird. Grosse Weine sind immer möglich, wenn auf hervorragenden Böden perfekt reife Trauben geerntet werden. Der Riesling in Deutschland bietet hier gegenüber anderen Traubensorten einige gewichtige Vorteile. Im kühlen, nördlichen Klima kann diese Traubensorte einiges an Wetterkapriolen überstehen, ohne gross Schaden zu nehmen – unter der Bedingung selbstverständlich, dass die Rebberge sehr gepflegt sind, die Erträge nicht zu hoch und die Trauben gut belüftet. Durch die späte Reife sind die Temperaturen am Schluss des Zyklus tief, was die Trauben konserviert. Und – das ist besonders wichtig – beim Riesling ist Botrytis ein Segen (und kein Fluch, wie etwa beim Rotwein).


Dass aus Riesling bei verschiedenen Reifegraden hervorragende Weine erzeugt werden können, ist ein weiterer Vorteil, der mittels selektiver Lese genutzt wird. Je nach Situation werden einmal zuerst knapp reife Trauben für einen Kabinett geerntet, womit auch gleich der Behang reduziert wird, damit die restlichen Trauben besser ausreifen können. Oder dann werden zuerst Botrytis-Trauben herausgepickt, um die gesunden noch weiter reifen zu lassen. Für Kabinett und einfache trockene Weine werden knapp reife Trauben benötigt. Für Spätlesen und grosse trockene Weine perfekt reife, aber kerngesunde Trauben. Und für Auslesen, Beerenauslesen und Trockenbeerenauslesen braucht es Edelfäule. Zumindest etwas davon kann sich ein talentierter Winzer fast in jedem Jahr erarbeiten, deshalb gibt es für den Riesling in Deutschland praktisch keine schwachen Jahrgänge mehr.


Dass es aber hochreife und kerngesunde Trauben in einer Perfektion wie 2012 gibt, ist doch eine Seltenheit. Das Besondere an 2012 ist das Zusammenspiel von natürlich kleinem Ertrag wegen Verrieselung mit einem insgesamt eher kühlen Jahr und spät einsetzendem perfektem Erntewetter. Die Trauben wurden so perfekt reif, ohne einen allzu hohen Zuckergehalt, sie sind dank langer Hängezeit extrem aromatisch und weisen dank kleinen Erträgen eine besonders hohe Konzentration aus. 2012 ist vor allem für Spätlesen und grosse trockene Weinen ein absolutes Ausnahmejahr, sogar noch etwas besser als der grandiose Jahrgang 2011.

Verkostungsnotizen und mehr finden Sie hier:

Broschüre «Riesling, Deutschland 2012»

Deutschland Jahrgang 2011

In Deutschland gab es in den letzten Jahren eigentlich nur noch grosse Jahrgänge. Dass 2011 wieder einer ist, ist darum keine grosse Überraschung. Einer der Gründe, warum es hier nur noch grosse Jahrgänge gibt, ist nebst der Klimaerwärmung zweifellos die Art und Weise, wie der Riesling in Deutschland geerntet wird. Die Ernte dauert hier meist länger als einen Monat und es werden laufend Trauben für eine bestimmte Art Wein selektiert. So sind denn je nach angestrebtem Weintyp verschiedene Mostgewichte gefragt. Für einen Kabinett beispielsweise eignen sich Trauben mit 80 Grad Oechsle am besten, während es für eine hochwertige Auslese schon 100 und mehr sein dürfen.


Für die ganz grossen edelsüsse Beeren- und Trockenbeerenauslesen braucht es zusätzlich die Edelfäule. Das eine oder andere davon schenkt die Natur eigentlich in jedem Jahr. Und die Spitzenwinzer sind erfahren genug um wissen, dass man das optimal verarbeiten muss, was die Natur hergibt.


In einem Jahr wie 2010 mit heissem Sommer und entsprechend hohen Mostgewichten, hoher Säure und viel Edelfäule entstehen vor allem hochwertige Auslesen sowie Beeren- und Trockenbeerenauslesen. 2011 hingegen nach einem eher kühlen Sommer, aber einem fantastischen Herbst – wo während 6 Wochen praktisch kein Regen fiel – waren die ersten Trauben schon mit Werten zwischen 80 und 90 Grad Oechsle perfekt reif. Perfekt reife, aber nicht überreife Riesling-Trauben haben genau die richtige Dosis Fruchtsäure. Eine reife Säure bringt zwar Rasse in den Wein, fühlt sich aber cremig weich an und lässt den Wein so wunderbar auf der Zunge schmelzen. Genau solche Trauben konnten die Winzer in Deutschland im Jahr 2011 über 4–6 Wochen in aller Ruhe auslesen. Dabei konnten einzelne Produzenten bereits Anfang Oktober in den besten Lagen hochwertige Spät- und Auslesen ernten. Andere begannen damit, Kabinettweine zu lesen, reduzierten so den Behang um die Hälfte; so konnten die restlichen Trauben weiter reifen und später noch etwas eintrocknen, was die Mostgewichte weiter erhöhte und auch die Säure im gleichen Ausmass konzentrierte. Besonders geduldigen Produzenten wurde am Schluss auch noch etwas Edelfäule geschenkt. Sie konnten eine allerdings sehr geringe Menge an Beeren- und Trockenbeerenauslesen ernten, das Weingut Grans-Fassian gar eine mit einem Rekordmostgewicht von 330 Oechsle.


In Deutschland ist es kaum möglich, zu sagen, welches der grösste Jahrgang ist, zu unterschiedlich sind diese. Eines ist aber ganz klar: So viel Trinkvergnügen wie mit dem Jahrgang 2011 hatte ich auf meiner Riesling-Tour in den letzten 25 Jahren noch nie. Die trockenen Weine sowie Kabinett und Spätlesen habe ich in dieser Perfektion noch nie erlebt. Wer sie probiert, kann ihnen kaum widerstehen.


Selbstverständlich ist das Weinland Deutschland vor allem bekannt durch den alles überragenden Riesling. Aber man sollte deshalb die anderen Traubensorten nicht ganz vergessen, denn da gibt es einiges zu entdecken, da erlebt man die unglaublichsten Überraschungen, da gibt es Weine von absoluter Weltklasse.

Verkostungsnotizen und mehr finden Sie hier:

Broschüre «Riesling, Deutschland, 2011»

Deutschland Jahrgang 2010

2010 ist mit Sicherheit der spektakulärste Jahrgang, den ich in den 24 Jahren erlebt habe, seit ich Riesling aus Deutschland in die Schweiz importiere. «Normale» Auslesen mit bis zu 150 g Restzucker und 12 oder gar mehr Promille Säure sind 2010 eher die Regel als die Ausnahme. Auch Kabinett mit über 100 Oechsle sind 2010 die Regel. Hohe Säurewerte gab es immer mal wieder, aber noch nie waren so hohe Säuren so reif. Auch hohe Zuckerwerte gab es schon oft in der Vergangenheit, in extremen Botrytis-Jahren etwa wie beispielsweise 2006. Aber die Kombination der beiden Extreme gab es in diesem Ausmass wohl noch nie. Selbst Winzer wie Hanno Zilliken oder Wilhelm Haag, die schon 35 und mehr Jahrgänge gekeltert haben, erinnern sich an keinen Jahrgang, der auch nur annährend vergleichbar war. Am ehesten könnte man 1996 als Vergleich heranziehen, aber da waren die Säuren nicht so hoch, auch nicht so reif, und auch die Mostgewichte erreichten bei weitem nicht die Konzentrationen von 2010.


Die Erntemengen waren wegen der hohen Konzentration sehr gering und insbesondere im Bereich QbA, Kabinett und Spätlese gab es sehr wenig. Aber auch in diesem Bereich gab es spektakuläre Weine wie nie zuvor. Die Kabinett hatten fast immer Auslese-Mostgewicht. Die sensationelle Säure des Jahrgangs macht sie aber schön schlank und trotz enormer Konzentration zu typischen Kabinett. Diese Weine sind vor allem auch als Jungweine ein einmaliges Erlebnis. Zusammengefasst lässt sich sagen, dass der Jahrgang 2010 für edelsüsse Weine uneingeschränkt als Top-Jahrgang bezeichnet werden kann.


Der Jahrgang war nicht einfach, für trockene Weine wahrscheinlich sogar der schwierigste in den letzten 10 Jahren. Möglicherweise wird er aber als der am meisten unterschätzte in die Geschichte eingehen. Selbst Weinhändler-Kollegen, die die Weine vor mir probierten, haben mich vorgewarnt, dass es nebst genialen Höhenflügen auch sehr viel Schwieriges zu probieren gäbe. Vielleicht war es ein Segen, dass wir einen Grossteil unserer Reise erst im Juli gemacht hatten. Die Weine haben zweifellos viel Zeit gebraucht, bis sie sich einigermassen rund präsentierten. Wir haben bei «unseren» Spitzenproduzenten ausschliesslich grandiose Weine probiert. Der Jahrgang 2010 zeigt eindrücklich, dass es heutzutage keine schlechten Jahrgänge mehr gibt, zumindest nicht bei den Top-Produzenten. Dass 2010 in der Breite kein grosser Jahrgang ist, steht ausser Zweifel. Aber in der Spitze gibt es einige Weine, von denen – vor allem auch wegen ihrer aussergewöhnlichen Stilistik – sich jeder Weinfreund ein paar Flaschen in den Keller legen sollte.

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Broschüre «Riesling, Deutschland, 2010»

Deutschland Jahrgang 2009

Der Winter war extrem kalt mit Temperaturen an der Mosel bis minus 18 Grad, aber auch im Rheingau bis minus 15 Grad. Die kalten Temperaturen hielten sich hartnäckig bis Ende März. Im April kam dann der Sprung fast direkt in den Sommer, es kam zu einem frühen, raschen Austrieb. Ende Mai, Anfang Juni konnte man einen Vegetationsvorsprung von 2 Wochen vermessen, aber es herrschte erneut kühles Wetter während der Blüte, was zu Verrieselungsschäden und leicht unterdurchschnittlichen Ertragsmengen führte. Lockerbeerige Trauben mit kleinen Beeren bildeten gute Voraussetzungen für eine lange Hängezeit. Ein wechselhafter Sommer mit warmen, nicht zu heissen, aber auch kühlen, feuchten Tagen liess die Trauben langsam und gleichmässig reifen. Ein traumhafter Herbst ermöglichte es in allen Gebieten Deutschlands über 4 – 5 Wochen in aller Ruhe, die für jeden Wein optimalen Trauben zu selektionieren. 2009 hat denn auch vom «einfachen» Gutsriesling über sensationelle, besonders preiswerte trockene Erste Lage-Weine bis zu gigantischen Grossen Gewächsen und vom dezent süssen Qualitätswein über geniale Kabinett, Spät- und Auslesen bis hin zu legendären Beeren- und Trockenbeerenauslesen alles gebracht, was das Herz begehrt.


Und in jeder Kategorie sind Weine von einer Perfektion entstanden, wie es sie zuvor kaum je gab und dies trotz der Fülle von grandiosen Jahrgängen der letzten Jahre. Insbesondere bei den trockenen Weinen ist der deutsche Riesling mit dem Jahrgang 2009 qualitativ in eine bisher nicht gekannte Dimension aufgestiegen. Zumindest in Sachen Wein haben wir zurzeit wirklich das Paradies auf Erden.

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Broschüre «Riesling, Deutschland, 2009»

Deutschland Jahrgang 2008

Wir hätten uns den Jahrgang 2008 auch mit noch so viel Fantasie nicht perfekter wünschen können als er sich nun präsentiert.


Ganz sicher hätten wir uns perfekte Kabinett und Spätlesen gewünscht, und die gibt es tatsächlich in einer Perfektion, wie wir sie kaum zuvor gesehen haben. Es gab zwar in den vergangenen grossen Jahrgängen hervorragende Weine unter diesen Namen, aber sie entstanden fast immer aus Trauben mit weit höheren Mostgewichten als dies für Kabinett und Spätlesen typisch ist. 2008 ist vielerorts die Spätlese das höchste Prädikat, das überhaupt geerntet wurde. Auch wenn es bei vielen Weingütern etwas Auslese oder vereinzelt gar noch höhere Prädikate gibt: Die Spätlese ist fast überall der wichtigste Wein des Jahres.


Die Spätlesen und auch die besten Kabinett stammen dieses Jahr praktisch ausnahmslos aus dem Kern der allerbesten Lagen jedes Weingutes. Aus diesem Grund gibt es viele 2008 Kabinett und Spätlesen in einer Vollendung, wie sie nur sehr selten vorkommt.


Es war sicher kein einfacher Jahrgang, sondern einer, der den Winzern alles abverlangt hat. Ohne ausserordentlichen Einsatz und ohne extreme Risikobereitschaft gäbe es nur mittelmässige bis geringe Qualitäten. Wir bekommen also mit Kabinett, Spätlesen und herrlichen trockenen Weinen genau die Weine, von denen wir in den vergangenen Jahren eher zu wenig hatten. Dazu gibt es aber – wenn auch nur in Kleinstmengen und von wenigen Weingütern – sämtliche Prädikate bis zu Eiswein und TBA. Und selbst sie müssen sich vor jenen der Vorjahre keinesfalls verstecken! Der Jahrgang passt also auch noch ins wirtschaftliche Umfeld. Der überwiegende Teil des Angebotes besteht aus ausserordentlich preiswerten Weinen, aber die ganz grossen und entsprechend teuren Weine gibt es auch. Da die Nachfrage nach solchen vermutlich kleiner sein wird, sind auch keine gravierenden Engpässe zu befürchten. Anzumerken gilt noch, dass die Qualitätsunterschiede von Jahrgang zu Jahrgang beim Riesling aus Deutschland viel geringer sind als andernorts.

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Broschüre «Riesling, Deutschland, 2008»

Deutschland Jahrgang 2007

Etwas anderes als grosse Jahrgänge gab es in den letzten Jahren gar nicht mehr. 2000 war der letzte eher nicht wirklich grosse Jahrgang. 2001 war überragend, 2002 gross, aber vielleicht nicht ganz so überragend wie 2001, aber danach konnte man die Jahrgänge nur noch mit Superlativen beschreiben. 2003 war kein einfaches, weil extrem heisses Jahr, aber die Spitzenwinzer produzierten Weine, die sie mit den legendären 1959-ern verglichen. Dann kam mit 2004 ein grosses klassisches Jahr, es ergab kühlere Weine mit mehr Säure und Rasse (vergleichbar mit dem ganz grossen 1971). 2005 ist heute schon legendär, da gab es wie fast in ganz Europa mit nichts vergleichbare Überweine. 2006 war dann wieder kein einfaches Jahr, weil die Ernte in Rekordzeit eingebracht werden musste, aber die Spitzenwinzer hatten das im Griff und ernteten kaum Trauben unter 100 Öchsle. Stilistisch ergab sich daraus eine Mischung zwischen 1975 und 1976, grandiose Beeren- und Trockenbeerenauslesen wurden beinahe im Überfluss produziert.


Auf einen milden Winter folgten April und Mai mit extrem warmen Temperaturen, was zu der wohl seit Menschengedenken frühsten Traubenblüte führte. Ein eher kühler, nasser Sommer glich den Vegetationsvorsprung wieder aus. Im Oktober herrschte in ganz Deutschland ideales Lesewetter. Es war trocken und nicht zu heiss. So konnten die Winzer die Ernte geradezu geniessen. Das Traubengut war kerngesund und schon Ende September nahezu ausgereift. Während des ganzen Oktobers konnte ohne Hektik für jede Parzelle die optimale Reife abgewartet werden. Im Durchschnitt beträgt die Reifezeit der Trauben zwischen Blüte und Ernte 100 Tage. 2007 betrug sie 130-140 Tage (in Extremfällen sogar 170 Tage), und die Blätter waren immer noch grün. Somit hatten die Trauben viel mehr Zeit als in Normaljahren, um Aromastoffe zu sammeln. Das erklärt die ungewöhnliche Raffinesse der Weine.


Überragend ist 2007 vor allem für die trockenen Weine, nochmals besser als 2006. Nebst den grandiosen Grossen Gewächsen haben wir auch – so viel wie noch nie – preisgünstige QbA und Kabinett trocken gekauft. Diese versprechen, ähnlich den edelsüssen Weinen, schon diesen Sommer Hochgenuss. Wir haben auch Weine im Angebot, die einige Gramm mehr Restzucker haben als das deutsche Weingesetz für trockene Weine zulässt. Es sind aber praktisch immer solche, die absolut trocken schmecken.

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Broschüre «Riesling, Deutschland, 2007»

Deutschland Jahrgang 2006

In Bezug auf die äusseren Bedingungen war 2006 ein besonders schwieriges Jahr. Auf einen extrem heissen Frühling und Frühsommer folgte ein kühler, regnerischer August. Diese vermeintlich negative Periode hatte aber letztlich einen wichtigen Einfluss auf die Qualität des Jahrgangs. Sie bremste eine allzu frühe Reife und zog die Vegetationsperiode in die Länge. Dennoch waren die Trauben Anfang Oktober schon reif, als es bei hohen Temperaturen massive Niederschläge gab. Die Botrytis breitete sich rasend schnell aus. Wer nicht die ganze Ernte als Beerenauslese einbringen wollte, musste sich beeilen, um noch einige gesunde Trauben ernten zu können. Weitere starke Regenfälle Mitte und Ende Oktober liessen den Winzern auch nicht die Zeit, um die edelfaulen Trauben in Ruhe zu lesen. Es war eine der kürzesten und hektischsten Ernten in der Geschichte des Deutschen Weinbaus. Solche Bedingungen hätten früher ohne Zweifel zu einer totalen Missernte geführt. Und sicherlich haben 2006 auch nur die Top-Betriebe grosse Weine geerntet.


Dass es 2006 (mit Ausnahme des Eisweins) die ganze Vielfalt der Riesling-Palette vom trockenen QbA bis zur monumentalen TBA mit über 200 Oechsle gab, zeigt schon, dass es kein kleiner Jahrgang sein kann. Wenn ich jetzt die ganze 2006er-Palette überblicke, gibt es nach meinem Geschmack zwei Schwerpunkte:

• Da sind einerseits recht viele Spätlesen mit einer Raffinesse ausgestattet, wie man sie nur ganz selten in den ganz grossen Weinen dieser Welt findet.

• Und anderseits gibt es einige absolut grandiose trockene Weine.


Die besten trockenen Weine von 2006 sind qualitativ auf dem gleichen Niveau wie 2005, aber noch einen Hauch raffinierter. Als grosser Liebhaber von weissen Burgundern habe ich hier Weissweine gefunden, die auf eine etwas andere Art die gleiche Raffinesse besitzen.

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Broschüre «Riesling, Deutschland, 2006»

Deutschland Jahrgang 2005

Vom «einfachen» Qualitätswein bis zur monumentalen TBA gibt es alles in noch nie gesehener Perfektion. Fast alle Produzenten haben Weine gekeltert, wie sie sie selber in dieser Vollendung noch nie erlebt haben. Wir haben in Deutschland schon manchen grandiosen Jahrgang erlebt und waren immer der Meinung, dass grössere Jahrgänge als 1997, 1999, 2001 oder 2003 gar nicht mehr möglich seien. Der Jahrgang 2005 belehrt uns eines Besseren. Nur schon das Hauptmerkmal des Jahrgangs 2005, die Verbindung der Rasse des 2001ers mit der Fülle des 2003ers ist eine noch nie gesehene Dimension. Noch beeindruckender ist die Raffinesse der 2005er. Ob Sie es glauben oder nicht: Es gibt richtiggehend filigrane TBAs. Bei so mancher Weinbeschreibung musste ich ganz einfach passen und eingestehen, dass mein Wortschatz bei weitem nicht ausreicht, um den Wein auch nur einigermassen treffend zu beschreiben.


Die grossen Weine sind nicht nur bei den Beeren- und Trockenbeerenauslesen zu finden. Es gibt im Gegenteil gerade im Bereich von trocknen Weinen, von QbA, Kabinett und Spätlesen absolute Giganten, und zwar zu wahren Schnäppchenpreisen. Unsere Selektion ist die «Crème de la Crème» der Spitzenweine von Deutschlands bestem Jahrgang in der Geschichte des Weinbaus. Jeder Wein ist ein Juwel. Von diesem Jahrgang sollte jeder Weinfreund zumindest einmal etwas probieren. Diese Weine bringen Sonnenschein und Lebensfreude ins Haus. Was grosse Weine auszeichnet, nämlich die Verbindung von Leichtigkeit, Vielschichtigkeit und hoher Konzentration, kann kein anderer Wein in dieser Perfektion wie der Deutsche Riesling.

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Broschüre «Riesling, Deutschland, 2005»

Deutschland Jahrgänge vor 2005

Max Gerstl

Verwaltungsrat / Partner

Max besorgt den Einkauf bei den Weingütern und schildert seine Erlebnisse/Eindrücke voller Leidenschaft in periodisch erscheinenden Mailings. Die grossen Weine Europas und die schönsten Trouvaillen sollen auf dem direktesten Weg vom Weingut in die Keller unserer Kundschaft.

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